Der Riese Ophorus zog aus seiner Heimat fort, weil er dem größten Herrn dienen wollte. Er trat in den Dienst eines Königs, der als der mächtigste der Welt galt. Ophorus erkannte jedoch, dass der König den Teufel fürchtete. Da verließ er den König und begab sich in den Dienst des Teufels. Eines Tages wich der Teufel vor einem Kreuz am Wegesrand ängstlich aus. Er musste gestehen, dass er sich vor Christus, dem Gekreuzigten fürchte. Enttäuscht verließ Ophorus den Teufel. Nun wollte er Christus suchen und ihm dienen. Schließlich traf er einen Einsiedler. Der erklärte ihm: „Christus ist der höchste König und Herr. Am besten kannst du ihm wohl dienen, wenn du die Leute über diesen gefährlichen Fluss hier heil hinüber bringst.“ Da baute sich Ophorus eine Hütte am Fluss. Jahre vergingen.
In einer Winternacht hörte Ophorus dreimal jemanden bitten, ihn über den Fluss zu tragen. Er schaute nach und fand – ein kleines Kind. Er nahm es auf seine Schultern. Er griff seinen Stab und stieg in den Fluss. Mitten im mächtig anschwellenden Strom hatte der Riese das Gefühl, er trüge alle Last der Welt auf seinen Schultern – die Wasser gingen über ihn hinweg. Nur mit Mühe erreichten sie das andere Ufer. Dort gab sich das Kind zu erkennen: es war – Jesus Christus!
Ophorus hatte nicht nur alle Last der Welt, sondern auch den Herrn der Welt auf seinen Schultern getragen. So war er zum „Christophorus“ – zum „Christusträger“ – geworden. Als er auf Geheiß des Kindes seinen Stab in die Erde steckte, begann das tote Holz zu grünen. Nun hatte sich Christophorus’ Sehnsucht wirklich erfüllt. Er hatte sein Glück gefunden: Er hatte den Herrn der Welt gefunden. Von nun an lebte Christophorus im Dienste dieses Herrn.