Der lange Weg zur kirchlichen Selbstständigkeit
Zuständig für die kirchliche Versorgung von Ottersberg war
von den Anfängen bis 1959 mit kurzen Unterbrechungen die
Kirche in Otterstedt.
Erste Versuche zur kirchlichen Selbstständigkeit wurden
unternommen, als Erzbischof Gerhard II von Bremen 1221
Ottersberg eroberte und versuchte, neben der weltlichen auch
die Kirchenhoheit an sich zu ziehen.
Erst durch einen Prozess von 1226 wurden die kirchlichen Zuständigkeiten geklärt.Otterstedt (mit Ottersberg)verblieb beim Bistum Verden.
Die Chronik Kelp (Fata Ottersbergensia) berichtet,dass 1620 bei der Kapelle mit J. Kaufmann ein Prediger bestellt war, der auch die Jugend unterrichtete. Im 30jährigen Krieg wurden 1626 Ort und Kapelle zerstört. Nach zwischenzeitlichem Wiederaufbau eines Kapellen-gebäudes für etwa 30 Jahre wird die neue Kapelle 1669 eingeweiht.
Die Kapellengemeinde war Teil des Kirchspiels Otterstedt mit
festen Gottesdiensten in Ottersberg.
Schon 1689 versuchten die Ottersberger von der schwedischen
Regierung in Stade die Selbstständigkeit zu erlangen.
(Schwarzwälder, Ottersberg, von den Anfängen bis zur Franzosenzeit,
S. 236). Erfolglos. Die Versuche wiederholten sich besonders intensiv um 1897 bis 1900 mit Petitionen bis nach Berlin. Sie scheiterten, weil sich Ottersberg außerstande sah, das Gehalt für einen Pastor alleine aufzubringen.
Da sich die Bevölkerungsstruktur Ottersbergs zunehmend von der überwiegend landwirtschaftlichen Otterstedts mit den Dörfern Eckstever, Benkel und Narthauen unterschied, blieb der Wunsch nach kirchlicher Selbstständigkeit ungebrochen.
So lag die Einwohnerzahl Ottersbergs mit Campe z.B. schon in der Franzosenzeit (1810) drei mal höher, als die Otterstedts mit seinen Dörfern.
Diese gravierenden Unterschiede verstärkten sich nach dem
2. Weltkrieg, wo nach Ottersberg fast 1500 Flüchtlinge kamen und ab Anfang 1950 größere Siedlungsbereiche entstanden. Für nur einen Pastor in Otterstedt war die kirchliche Versorgung von Otterstedt und Ottersberg auf Dauer auch bei Unterstützung durch Hilfskräfte kaum leistbar.
Sonntägliche Gottesdienste fanden z.B. 1953 in Otterstedt um
9.00 Uhr und in Ottersberg um 10.30 Uhr statt.
Die mangelhafte kirchliche Versorgung Ottersbergs stand nach
dem 2. Weltkrieg sehr häufig auf der Tagesordnung des Kirchenvorstands Otterstedt, dem 3 Ottersberger angehörten.
Die Kirchenvorstandsprotokolle belegen wiederholte Anträge auf Selbstständigkeit, insbesondere 1953, 1955 und 1957.
Nach jahrelangem Hinhalten eröffnete sich 1957 endlich die Chance auf eine eigene Pfarrstelle, zunächst formal als zweite Otterstedter Pfarrstelle mit Sitz in Ottersberg.
1958 endlich der Durchbruch. Das Landeskirchenamt errichtete mit Wirkung vom 1. April eine zweite Pfarrstelle mit Sitz in Ottersberg und selbstständiger Kirchenbuchführung. Es dauerte noch bis zum Oktober 1958, bis Pastor Hans-Dietrich Ventzky in das Amt eingeführt wurde, nachdem er mit seiner Familie in das Anfang 1958 gekaufte Pfarrhaus einzog.
Offensichtlich war jetzt beim Landeskirchenamt auch durch Unterstützung des Superintendenten Frerichs und des Kirchenkreisvorstandes Lilienthal die Einsicht gereift, Ottersberg die volle kirchliche Selbstständigkeit zu gewähren, die dann zum
1. Oktober 1959 per Urkunde verordnet wurde .
Damit war nach fast 300 Jahren die Umwandlung der Ev.-luth.
Kapellengemeinde Ottersberg in eine Kirchengemeinde mit eigenem Pfarramt erreicht.
Zur Abwicklung nötig waren Kirchenvorstandsbeschlüsse zur Aufhebung der Kapellengemeinde Ottersberg, die Ausgliederung
der politischen Gemeinde Ottersberg aus der Kirchengemeinde
Otterstedt und die Übergabe des bisher durch Otterstedt verwalteten Vermögens (Grundstücke etc.) der Kapellengemeinde.
Seit dem Festgottesdienst zur Verselbstständigung am 11. Oktober
1959 ist die Kapelle offiziell die Ottersberger Kirche. Sie führt den Namen Christophorus-Kirche.